Elba? Da denken viele an Strand, Gelato und entspannte Sommerabende am Hafen. Doch die toskanische Insel kann mehr – viel mehr! Zwischen Granitfelsen, duftender Macchia und alten Schmugglerpfaden versteckt sich ein wahres Trailparadies. Technische Abfahrten mit Meerblick, flowige Waldtrails und knackige Anstiege, die einen ordentlich ins Schwitzen bringen – auf Elba findet man alles, was das Mountainbike-Herz höherschlagen lässt.
Die drittgrößte Insel Italiens liegt nur wenige Kilometer vom Festland entfernt, fühlt sich aber an wie eine eigene kleine Welt. Geprägt von einer wilden, mediterranen Landschaft wechseln sich dichte Steineichen- und Kastanienwälder mit kargen Felsrücken, würziger Macchia und grünen Weinterrassen ab. Die salzige Meeresbrise trägt den Duft von Rosmarin und Pinien über die Trails – eine Kulisse, die jede Tour zu einem echten Erlebnis macht.
Elba hat eine bewegte Geschichte: Schon die Etrusker und Römer schätzten die reichen Eisenminen, später wurde die Insel zum Zufluchtsort von Piraten und für zehn Monate zum Exil von Napoleon. Heute ist sie ein Paradies für Outdoor-Enthusiasten, die auf und abseits der Trails vor allem in der Nebensaison im Frühjahr und Herbst Abenteuer suchen. In den Sommermonaten Juni bis September dominiert der klassische Badetourismus und die Insel kommt regelrecht an ihre Grenzen.
Die Insel lässt sich in vier größere Bikeregionen einteilen: Im Westen das Gebiet um den höchsten Berg der Insel, den 1.019 Meter hohen Monte Capanne sowie den 630 Meter hohen Monte Perone mit ihren technisch anspruchsvollen, teils recht ruppigen Trails. Im Zentrum der Insel finden sich rund um die Lacona Bucht und Portoferraio eine Mischung aus flowigen Waldbodentrails und steinigen Naturpfaden inmitten duftender Macchia. Daran schließt sich im Südosten der Bikepark Capoliveri auf der vom Bergbau gezeichneten Calamita Halbinsel an, der auf ein Cross Country Weltcup Rennen im Jahr 1994 zurückgeht. Nördlich davon liegt das vierte Gebiet rund um den 516 Meter hohen Cima del Monte sowie der Amandolo Trail Zone am nördlichsten Zipfel der Insel.
Hier im Südosten der Insel, kommt stellenweise Utah-Feeling auf. Roter Sand und ockerfarbene Felsen dominieren die beeindruckende Szenerie, dazwischen wie gemalt, ein paar grüne Pinien und mediterrane Macchia. Nur das azurblaue Meer will nicht so richtig in das Bild passen. Die Trails sind staubig, meist sehr flowig, mit hin und wieder technisch anspruchsvollen Sektionen. So spannt sich ein abwechslungsreiches Trailnetz von über 100 Kilometern über die Hänge des 412 Meter hohen Monte Calamita, einer ehemaligen Bergbauregion für Eisenerz.
Die Strecken führen vorbei an verlassenen Minen, steilen Klippen und durch dichte Pinienwälder. Der Untergrund ist ein Mix aus rotem Eisenstaub, losem Schotter und Felsen mit sattem Grip. Die meist leicht bis mittelschweren Trails können je nach Lust und Laune miteinander kombiniert werden, wodurch Abfahrten mit bis zu 400 Höhenmeter am Stück entstehen. Dadurch eignet sich das Gebiet auch sehr gut für Familien, da die meisten Uphills nur zwischen 100 und 200 Höhenmeter am Stück aufweisen und daher auch für die Jüngeren gut machbar sind.
Ich habe unsere Lieblingstrails in eine landschaftlich spektakuläre Runde gepackt: Von Capoliveri aus rollt man sich auf der befestigten Küstenstraße Richtung Punta Ripalti ein, bis nach etwa vier Kilometern links bei einer Holztafel die grobe Schotterstraße Sadrina Climb abzweigt, der man rund 170 Höhenmeter bergauf bis zu einem kleinen Plateau im Pinienwald folgt. Hier startet rechts der landschaftlich spektakuläre Polveriera Classic DH, an dessen Ende man über den schmalen Singletrail Fosso del Salcio durch einen Taleinschnitt hinüber zur ersten Auffahrt traversiert. Dieses Mal zweigt man am Plateau oben links ab und folgt der Forststraße bergauf, bis linkerhand der Pineta Trail auftaucht. Dieser schlängelt sich hoch bis zum höchsten Punkt am Monte Calamita. Dort startet der coole Enduro 4 Trail, der aus den beiden Sektionen S di Fosco und Valle di Fosco besteht. Über den Connector Asta to Sardina erreicht man wieder den Sardina Climb Uphill. Oben am Plateau angekommen, nehmen wir nochmals den Polveriera Classic DH, weil's so schön war und kombinieren diesen dann im Anschluss mit dem Polveriera Middle DH. Wenn man auf die Küstenstraße trifft, radelt man ein kurzes Stück zurück in Richtung Capoliveri bis links der Abzweig zum Enduro 2 / Salcio Via del Ferro Trail auftaucht. Dieser streift den Capoliveri Bikepark und mündet dann links in den sich über der Steilküste entlang schlängelnden Via del Ferro Weg. Über den ruppigen und zugleich letzten Trail dieser Runde, dem Punta Calamita DH, erreicht man die Punta Calamita mit ihren Hinterlassenschaften der ehemaligen Eisenerzmine. Wer möchte kann hier einen Badestopp einlegen bevor es die letzten 150 Höhenmeter auf dem Punta Calamita Climb zurück zur Küstenstraße, auf der man zurück nach Capoliveri rollt, wo die Zero Gradi Eisdiele mit dem besten Eis der Insel lockt. Am Ende stehen 800 feinste und landschaftlich spektakuläre Tiefenmeter auf dem GPS.
Wilde Natur, anspruchsvolle Trails gepaart mit epischen Ausblicken sind das Markenzeichen der Elba Trail Area rund um den 515 Meter hohen Cima del Monte. Zwischen Felsgraten, dichten Steineichenwäldern und alten Eselspfaden versteckt sich mit dem Buca del Bandito ein echtes Trail-Abenteuer, das sowohl fahrtechnisch als auch konditionell fordert. Die Anstiege sind knackig. Das letzte Stück hinauf zum höchsten Punkt bei den Antennen muss geschoben werden, aber jeder Meter lohnt sich. Denn sobald man den Grat erreicht hat, eröffnet sich ein 360-Grad-Panorama von Elbas Ostküste über die ganze Insel Richtung Westen, hinüber bis zum Monte Capanne und weiter bis nach Korsika. Und die Abfahrt, die hat es in sich. Verwurzelte Waldtrails, lose Steinpassagen und feinste Natur-Flowtrails schlängeln sich Richtung Küste – mal verspielt, mal technisch, rau und wild. Eine technisch leichtere Alternative ist der Trail Trincerone.
Die große Bucht von Lacona ist der perfekte Mix aus entspanntem Beach-Vibe und wildem Hinterland. Während vorne einer der längsten Sandstrände Elbas lockt, im Frühjahr sogar mit surfbaren Wellen, wartet direkt dahinter ein kleines Paradies aus naturbelassenen Trails, steinigen Wegen und versteckten Waldpfaden durch mystische Wälder, dichte Macchia und alte Olivenhaine. Der Ausblick aufs endlos blaue Meer fährt immer mit.
Vom aussichtsreichen Monte Tambone (377 Meter), der im Westen die Lacona Bucht zum Golfo di Campo hin abschließt, ziehen sich mit dem Laconella DH und dem Cornicione zwei spaßige, technisch anspruchsvollere Trails über 300 Höhenmeter hinunter bis zum Meer. Nicht weniger spaßig sind die zentral im Hinterland gelegenen Trails Barbatoja DH und Serra del Pero. Technisch leichter ist der Il Mulino. Alle drei erreicht man am schnellsten von Lacona aus über die kleine Teerstraße hinauf zum Colle Reciso und dann weiter über die Strada di Colle Reciso. Eine landschaftlich reizvolle und technisch einfache Spritztour findet man auf der Landzunge des Capo Stella mit den Trails PS 4 Via della Calce und Capo Stella DH.
Elbas Westen ist wild, spektakulär und dünn besiedelt. Hier dominieren zerklüftete Berghänge rund um den höchsten Berg Monte Capanne (1.019 Meter), auf denen urige Bergdörfern inmitten von Kastanien- und Steineichenwäldern thronen, felsige Küstenlinien mit kleinen Fischerörtchen und dazwischen steile Anstiege, die sich durch eine raue, mediterran- alpine Landschaft ziehen. Hier erwarten einen die längsten und auch technisch anspruchsvollsten Abfahrten der Insel. Hier ist Enduro Land. Die Trails sind eine Mischung aus alten Hirtenpfaden, steinigen Gebirgswegen und frisch geshapten Lines. Flowige Passagen wechseln sich mit technisch-verblockten Sektionen ab, weicher Waldboden mit griffigem, glatt geschliffenen Fels, dazwischen würzig duftende Macchia, die hin und wieder ihre Stacheln ausfährt. Immer dabei, der großartige Blick auf das tiefblaue Mittelmeer.
Oberhalb von San Piero in Campo ist in den letzten Jahren ein wahres Trailcenter entstanden. Am einfachsten erreicht man die Trails wie den Zucca I und II, Case Vecchie, Sassi Ritti, Sentiero 7 und Capre von San Piero in Campo oder Sant’Ilario über die Perone Passstrasse. Bei einer Quelle in einer Rechtskurve geht es links ab auf einen Waldweg, der zu den Traileinstiegen führt.
Der zweite Hotspot neben San Piero ist das kleine Bergdorf Marciana, am Fuße des Monte Capanne. Von hier aus erreicht man steil bergauf, teilweise schiebend über einen anfangs gepflasterten Pilgerweg, der später in einen Naturtrail übergeht, die Ausgangspunkte für die beiden Top Enduro Trails Il Semaforo und Pomonte DH. Beide enden direkt an der Küste. Die Auffahrt erfolgt wie bei den oberen Trails über die geteerte Monte Perone Passstraße.
Die italienische Insel Elba liegt im Toskanischen Archipel, circa zehn Kilometer vom italienischen Festland entfernt, zwischen der Toskana und der Insel Korsika. Die Ost-West-Ausdehnung beträgt rund 27 Kilometer, die Nord-Süd 18 Kilometer. Mit einer Küstenlänge von 147 Kilometern und einer Fläche von 224 Quadratkilometern gilt sie als drittgrößte Insel Italiens.
Elba erreicht man entweder per Fähre oder Flugzeug. Mit Bikes ist es allerdings am einfachsten per Auto und Fähre. In knapp einer Stunde erreicht man vom Festlandhafen Piombino aus Portoferraio auf Elba. Fast halbstündlich gehen die Fähren von Mobby Lines und Torremar.
Die Strecke von München nach Piombino beträgt 800 Kilometer und dauert je nach Verkehr rund acht Stunden.
Der Fährpreis für zwei Personen mit PKW für die Hin- und Rückfahrt beträgt rund 200 Euro, variiert jedoch saisonal und kann auch höher ausfallen. Daher lohnt es sich, sich bei der Buchung der Unterkunft zu erkundigen, ob Rabattcodes für die Fähre zur Verfügung gestellt werden können.
Das Frühjahr und der Herbst eignen sich perfekt zum Biken. Es ist nicht so heiß wie in den Sommermonaten und zudem ist die Insel nicht so voll. Aufgrund des milden Klimas ist selbst während des Winters Biken möglich.
Es finden sich unzählige Hotels, Ferienhäuser und Appartments auf der Insel. Zudem gibt es 26 Campingplätze, von denen auch viele Hütten, Glampingzelte oder Bungalows anbieten.
Wir sind Camper und schlagen unsere Base gerne auf dem Campingplatz Laconella auf, der direkt an der langen Sandbucht von Lacona liegt. Für all diejenigen, die auf einen direkten Strandzugang verzichten können, sei der Campingplatz Orti di Mare empfohlen. In Blickweite zum Meer residiert man auf einem biologischen Landgut, eingebettet zwischen Olivenhain und Kiefernwald. Auf dem Landgut werden Obst und Gemüse angebaut, die im anliegenden Restaurant zu regionalen Gerichten zubereitet werden und im Hofladen neben hausgemachten Marmeladen und Eis, Olivenöl und selbstgebackenem Brot verkauft werden.
Im Westen bei Marina di Campo bietet sich als Ausgangspunkt für die Touren an den Hängen des Monte Capanne und Monte Perone der Camping Ville degli Ulivi an. Im Osten findet man mit dem Camping Europa einen guten Ausgangspunkt für die Touren auf der Kalamita Halbinsel sowie der Cima del Monte an. Außerdem kann man mit dem Rad direkt hoch in das malerische Dorf Capoliveri.
Man ist in Italien und da isst es sich in der Regel ziemlich gut, egal ob man leckere italienische Lebensmittel selbst einkauft und zu Köstlichkeiten verarbeitet oder ins Restaurant geht. Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, deshalb gibt es hier nur eine Handvoll Tipps für Pizza,Pasta, Eis und Aperol Spritz. Das beste Eis der Insel bekommt man bei Zero Gradi, einer Bio-Eismanufaktur, die mittlerweile sechs Eisdielen auf der Insel betreibt. Wirklich leckere Pasta mit Wildschwein oder Fisch gibt es in der kleinen Trattoria Cacio e Vino im Bergdorf San Piero in Campo. Leckere Pinsa-Kompositionen werden im Pizzalab desDieci Lire in Campo n’Elba kredenzt. Gute Pizza mit einem atemberaubenden Blick auf die untergehende Sonne gibt es in der Pizzeria Mickey Mouse in Capoliveri. Nicht weniger spektakulär ist die Lage der chilligen Pop-up Bar Aquarilli, die sich auf einem Felsvorsprung hoch über dem Meer direkt an der Straße zwischen Lacona und Capoliveri befindet.
Die sympathischen Jungs Michele und Mirco vom Bike Hub Tour & Rent in Capoliveri vermieten Bikes mit und ohne Motor von Scott, bieten einen Shuttle Service sowie Guiding an. Zudem sind sie sehr hilfsbereit wenn man technische Probleme hat, die man selbst nicht lösen kann.
Unser Freunde von FlatS*cks aus Innsbruck organisieren im Frühjahr und Herbst eine Trail Week auf Elba inklusive privatem Shuttle.