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Zwischen Eisschollen paddeln mit jahrtausendealter Technik

In einer der unwirtlichsten aller Gegenden unterwegs mit einem jahrtausendealten Fortbewegungsmittel. Das könnte sehr ungemütlich werden – oder ziemlich beeindruckend. So wie die Frühlings-Paddeltour durchs finnische Archipel mit einem traditionellen Grönland-Kajak.

Es ist mitten im März. Wir wachen in einer traditionellen Hütte im finnischen Archipel auf. In den Schären von Sipoo an der Südküste Finnlands um genau zu sein. So weit nördlich friert das Meer im Winter oft zu, aber jetzt können wir schon Löcher im Eis sehen. Die ersten Atemzüge des Frühlings – und für uns die ersten Tage der Paddelsaison.

Mich begleitet Kajak-Experte und Wildnis-Fotograf Kiliii Yuyan, sein Partner und Lehrling Addie und meine Freundin Lotta. Lotta und ich haben gerade bei den beiden in Helsinki einen Kajak-Workshop belegt und dort unsere eigenen, so genannten Skin-on-Frame Kajaks gebaut. Das sind traditionelle Grönland-Kajaks aus Holz mit einer transparenten Haut. Boote mit einer jahrtausendealten Tradition und Technik, die sogar moderne Kajaks in Haltbarkeit und Gewicht übertreffen.

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Mit unseren „neuen“ alten Kajaks sind wir jetzt ein paar Nächte im kalten Archipel unterwegs. Wir tragen die Kajaks übers Eis, der Rand zum Wasser ist etwa 500 Meter entfernt. Wir merken, dass das Eis halten wird, dennoch spüren wir die kalten und dunklen Ströme nur wenige Zentimeter unter uns. Wir sind allein. Unter den harten Bedingungen hier leben nur sehr wenige Menschen. Wir paddeln zwischen den Eisstücken, immer am Rand des Eises, auf der Suche nach einem schönen Platz zum Campen. Es ist sehr leise. Ab und zu hört man gedämpfte Schüsse im Eis. Ein Riss hier, ein Knirschen dort. Nach einer Weile erkennen wir, dass die Eisfelder so liegen, dass wir die Stelle nicht erreichen werden, die wir uns zuvor zum Übernachten ausgesucht hatten. Wir navigieren zurück und finden eine nette Insel hinter einem kleinen Eisfeld. Beim Zick-Zack durch die Schollen vergessen wir einen Moment lang, dass wir in Finnland sind und fühlen uns wie in der kalten, leblosen Arktis.

Für unsere Kajaks ist das der natürliche Lebensraum – vor 4000 Jahren wurden sie gebaut, um in gnadenlosen Polargebieten das Überleben zu sichern. Unsere „modernen“ Kajaks aus dem Workshop sind aus Zedernholz, künstlicher Sehne und Nylon, früher wurden sie aus Treibholz, echten Sehnen und Robbenhaut gefertigt.

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Durchs Eis finden wir unseren Weg zu der kleinen Insel, dort ziehen wir die Boote hoch und packen aus. Wir hängen unsere Trockenanzüge auf und gehen in den Wald um einen guten Platz zum Schlafen zu suchen. Den Abend und die Nacht verbringen wir am Feuer.

Heute stirbt die alte Kunst der Skin-on-Frame Kajaks. Es gibt nur eine Handvoll Menschen, die dieses Handwerk beherrschen. Kiliiis Mission ist es, die Tradition am Leben zu halten. Denn Skin-on-Frame Kajaks sind die seetüchtigsten Kajaks – und auch die leisesten. Ursprünglich wurden sie für die Jagd entwickelt. Heutzutage sind sie deshalb das ideale Fortbewegungsmittel, um Meerestiere zu fotografieren. Mit einem so leisen Kajak gelingt es, näher an Robben und Wale heranzuschleichen als mit normalen Booten. Denn die Tiere haben gelernt, dass Boote Gefahr bedeuten.

Am nächsten Tag erforschen wir die Insel und stellen fest, dass sich das Eisfeld bewegt hat. Für so einen Fall haben wir Nahrung für drei Tage mitgebracht. Doch das Eis hat uns nicht komplett gefangen – wir können die kleine Insel verlassen. Wie zu Beginn unseres Abenteuers heben wir die Kajaks auf und tragen sie über das Eis zurück ins Wasser. Wir tun das alles nur zum Spaß – doch vor tausenden Jahren sicherten solche Kajaks in dieser unwirtlichen Umgebung mit wenig Vegetation das Überleben.

Fotos: Robin Falck & Kiliii Yuyan

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Robin ist in Helsinki geboren und aufgewachsen. „Designer sein” bedeutet für ihn nicht nur einen Job zu haben - der Beruf bestimmt sein komplettes Handeln. Robins Designverständnis ist zeitlos und nachhaltig. Statt am Schreibtisch Scheinwelten zu entwerfen, geht er raus, krempelt die Ärmel hoch und packt selbst an. So hat er viele Fähigkeiten und Kenntnisse erworben, die er in seine Arbeit einbringt – egal ob er ein 3D-Logo für die Red Bull Music Academy entwickelt oder Cafés einrichtet, in denen er zuvor als Barista gearbeitet hat.

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