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Surfer gegen die Verschmutzung des Ozeans

Dem Meer werden heilsame Kräfte nachgesagt, doch Surfer weltweit stellten fest, dass sie vom Surfen krank wurden. Schuld daran ist ihrer Meinung nach die Verschmutzung des Ozeans. Der Film „White Waves“ begleitet den Kampf der Surfer gegen die Zerstörung ihres Spielplatzes. Outville hat mit der Regisseurin Inka Reichert gesprochen.

Fangen wir genauso an, wie dein Film „White Waves” auch: Was bedeutet dir das Meer?

Das Meer gibt mir Ruhe und über seinen Horizont hinaus erlaubt es in die Zukunft zu blicken. Allein dadurch, dass ich es betrachte, nimmt es mir die Schranken des Alltags. Surfen ist natürlich meine Leidenschaft und wenn ich aus dem Wasser komme, fühle ich mich gut und gesund. Das Salzwasser hat einfach Zutaten, die dem Körper gut tun.

„White Waves“ handelt aber auch davon, dass das Meer krank machen kann. Wie kamst du darauf, einen Film über die Verschmutzung des Ozeans zu machen?

Ich bin Wissenschaftsjournalistin und habe vor fünf Jahren für ein Magazin zur Wasserqualität recherchiert. Ich habe herausgefunden, dass Surforganisationen wie Surfers against Sewage oft andere Werte finden, als von den offiziellen Behörden angegeben. Surfer bekommen häufig Dinge mit, die andere Menschen nicht beobachten, da sie einfach nicht so häufig und regelmäßig am Meer sind. Das hat mich interessiert und ich habe weiter recherchiert. So entstand die Idee zum Dokumentarfilm. Ich wollte das Problem der Verschmutzung aufgreifen, aber auch die Schönheit des Meeres zeigen.

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Du lebst in Valencia - wie erlebst du selbst die Verschmutzung des Meeres?

Hier gibt es wenig Strände, wo kein Abfall rumliegt oder kein Plastik im Meer schwimmt. Natürlich nicht jeden Tag, es kommt auf die Strömung an. Aber seit meinen Recherchen achte ich viel mehr darauf und es macht mich traurig, dass es eigentlich keinen sauberen Strand mehr gibt. Nicht nur hier in Europa, sondern weltweit. Und das ist nur die offensichtliche Verschmutzung! Die bakterielle Verschmutzung, von der man krank wird und die dadurch entsteht, dass überlastete Kläranlagen einfach aufgemacht werden, die sieht man gar nicht. Ich gehe mittlerweile nicht mehr Surfen, wenn es vorher stark geregnet hat.

Es geht in “White Waves” auch um die eigene Schuld, die man selbst an der aktuellen Situation hat. Wie gehst du für dich damit um?

Wenn man selber nichts macht, wird sich nichts ändern. Auch wenn ich einen Dokumentarfilm gemacht habe, muss ich doch auch mein Konsumverhalten ändern. Ich achte darauf, dass ich mir Einkaufstaschen von zuhause mitnehme und keine Plastiktüten geben lasse. Oder dass ich mir mein Wasser zuhause abfülle. Oder dass ich mir weniger Klamotten kaufe und dafür lieber nachhaltige, die eine gute Qualität haben, auch wenn die dann teurer sind. Man muss es nicht unbedingt total extrem machen, weil man es vielleicht auch nicht schaffen wird zum Beispiel komplett auf Plastik zu verzichten. Aber wenn alle Menschen versuchen würden normal zu konsumieren, dann wäre schon viel erreicht.

Glaubst du, dass viele Dinge, die in Punkto Ozeanverschmutzung passieren, von offiziellen Stellen bewusst unter den Tisch gekehrt werden?

Natürlich gibt es häufig kein Interesse, dass die Verschmutzung publik gemacht wird, weil sonst ein Imageschaden entsteht, die Touristen ausbleiben oder es Kosten bedeuten würde. Viele Dinge sind auch kompliziert und schwierig zu verstehen. In Spanien ist zum Beispiel das Recyclingsystem monopolisiert und das führt am Ende dazu, dass Coca Cola oder Nestle sogar daran verdienen, wenn sie Flaschen nicht recyclen, sondern neu produzieren. Auch wird immer gesagt, dass hier 80 oder 90 Prozent des Plastikmülls recycelt werden. Was keiner sagt: Es sind nur 80 oder 90 Prozent des Plastikmülls, der in der gelben Tonne landet und das wiederum sind nur 30 Prozent des gesamten Plastikmülls. Wenn man sich informiert, kann man das rausfinden, aber wer macht das schon.

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Wie hast du den Film finanziert?

Wir haben es mit Crowdfunding probiert und das hat auch gut geklappt, auch wenn es harte Kommunikationsarbeit war. Davon konnten wir die Drehreisen finanzieren. Insgesamt waren wir zwei Jahre auf Reise - oft sind wir mit unserem Bulli rumgefahren. Bisher haben wir nur Geld ausgegeben und keines verdient, vielleicht verkauft sich der Film jetzt ans Fernsehen, wenn nicht, ist es einfach nur schön, dass er gemacht wurde. Man muss schon für das Thema brennen, sonst klappt das nicht. Ich bin der Leiter des Projekts und wenn du deine Leute nicht bezahlen kannst, musst du sie motivieren - und dich selbst auch. Das ist nicht immer einfach. Außerdem habe ich mir hohe, journalistische Ideale gesetzt: Ich wollte kein Geld von Organisationen annehmen, die auch im Film vorkommen. Das hat schon viel Kraft gekostet.

Hast du das Gefühl das Meer noch retten zu können?

Generell gibt es immer Wellenbewegungen und wenn die Verschmutzung so groß ist, dass wir darunter leiden, werden wir auch was dagegen tun. Ich finde, man merkt, dass etwas passiert ist. Wenn man in Spanien vor fünf Jahren gesagt hat, dass man keine Plastiktüte will, wurde man erschrocken angeschaut und durfte nicht ohne gehen. Mittlerweile sagen die meisten: Ach, wegen der Plastiktüten im Meer. Das ist nur in kleiner Schritt, aber eigentlich der Wichtigste – denn das Problem musste den Menschen erstmal klar werden.

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Mehr Infos unter www.whitewaves.eu

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Katharina Kestler

Journalistin mit fränkischen Wurzeln und Wahlheimat München - liebt die Abwärtsbewegung, egal ob auf Ski oder mit Rädern.

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