Wer es die letzten Jahre unter dem sprichwörtlichen Stein verbracht hat, der merkt es allerspätestens jetzt in Zeiten von Corona und Lockdown: Skitourengehen boomt. Und zwar vor allem auf der Piste. Schätzungen gehen davon aus, dass es in Europa mittlerweile rund zwei Millionen Skitourengeher*innen gibt. Die einstige Randsportart hat sich damit in den letzten 15 Jahren regelrecht zu einer Breitensportart entwickelt. In Deutschland schätzt der DAV, dass es mittlerweile rund 600.000 Outdoorsportler*innen gibt, die mit Ski den Berg hinauflaufen. Das entspricht einer Verdreifachung seit 2005.
Warum dabei gerade die Touren im gesicherten Skiraum so beliebt sind, liegt auf der Hand: Für Anfänger*innen sind sie in Aufstieg und Abfahrt leichter als Touren im offenen Gelände. Auch muss man kein Lawinenexperte sein, um sich die Tourenski anschnallen zu können. Ein Vorteil, der auch fortgeschrittene Tourengeher*innen überzeugt: Viele Skipisten werden beschneit und bieten auch dann einen Spielplatz, wenn der Schnee im Gelände noch nicht reicht.
Wo ein Trend, da auch ein Problem
Während die Industrie sich freut, löst der Skitouren-Hype bei den Verantwortlichen der Skigebiete teils Schnappatmung aus, da ihre Pisten von bewegungshungrigen Tourengeher*innen regelrecht überrannt werden. Immer häufiger kommt es zu Konflikten mit abfahrenden Alpinskifahrer*innen, vor allem dann wenn es keine separaten, ausgewiesenen Aufstiegsrouten gibt.
Die Pandemie als Trendbeschleunigerin
Die aktuellen Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie befeuern die Situation in dieser Wintersaison noch, denn der Drang der Menschen sich draußen in der Natur zu bewegen ist größer denn je. Wer aktuell in Deutschland Skifahren oder Snowboarden möchte, dem bleibt auch gar nichts anderes übrig, als seine Turns selbst zu earnen. Denn in Deutschland laufen derzeit keine Lifte. Da kommen Erinnerungen aus meiner Kindheit hoch, als wir nach der Schule unsere Ski und eine kleine Schneeschaufel auf unseren Schlitten geschnallt hinauf zu unserem Schlitten- und Skihügel gepilgert sind. Auch dort gab es keinen Lift und so mussten wir uns jede Abfahrt und jeden Sprung über unsere selbstgebaute Schanze hart erarbeiten. Dafür war die Freude darüber umso größer.
Schon vor Corona hat der Skitourenspezialist Dynafit den Trend zum Pistenskitouren erkannt. Seit 2017 bietet das Bergsportunternehmen mit der Speedfit Kollektion speziell auf die Bedürfnisse von Pistenskitourengeher*innen ausgerichtete Produkte an. Und es engagiert sich die Dynafits für ein sicheres Nebeneinander von Skitourengeher*innen und Alpinskifahrer*innen. Zusammen mit Skigebieten hat Dynafit neue Konzepte entwickelt, die Konflikte entschärfen, die Sicherheit für alle am Berg fördern und die Natur schützen sollen.
Skitourenparks von Dynafit in Deutschland und Österreich
Das neueste Projekt sind die sogenannten Dynafit Skitourenparks, von denen im Winter 2020/21 sechs in Deutschland und Österreich an den Start gehen. Betrieben werden die Skitourenparks in enger Zusammenarbeit mit den Bergbahnen, den örtlichen Tourismusverbänden und den lokalen Fachgeschäften. Letztere betreiben in diesen sechs Regionen 20 Testcenter, bei denen Dynafit Material ausgeliehen und getestet werden kann.
Jenner / Berchtesgaden (DE)
Es steht eine markierte Aufstiegsroute für Tourengeher*innen zur Verfügung.
Ausgangspunkt: | Talstation Jennerbahn |
Hütteneinkehr: | Dr.-Hugo-Beck-Haus |
Skitourenabend: | Donnerstag |
Handelspartner vor Ort: | Intersport Renoth |
Kosten und weitere Informationen: | www.jennerbahn.de |
Sankt Johann / Tirol (AT)
Für Tourengeher*innen stehen drei markierte Aufstiegsrouten zur Auswahl.
Route 1 | |
Ausgangspunkt: | Talstation Harschbichlalm |
Länge: | 4,5 Kilometer |
Schwierigkeit: | Mittel |
Skitourenabend: | Jeden Mittwoch und Freitag |
Route 2: | |
Ausgangspunkt: | Talstation Eichenhof |
Länge: | 4,7 Kilometer |
Schwierigkeit: | Mittel |
Skitourenabend: | Jeden Mittwoch |
Route 3 | |
Ausgangspunkt: | Talstation Valle’s Tauwiesenlift |
Länge: | 2,5 Kilometer |
Schwierigkeit: | Leicht |
Handelspartner vor Ort: | Intersport Patrick |
Kosten: | 6,50 Euro für den Parkplatz |
Weitere Informationen: | www.skistar.com |
Saalfelden / Salzburg (AT)
Eine markierte Aufstiegsroute steht Tourengeher zur Verfügung.
Ausgangspunkt: | Talstation Biberg |
Hütteneinkehr: | Berggasthof Biberg |
Skitourenabende: | Dienstag und Freitag |
Handelspartner vor Ort: | Salewa Store Saalfelden |
Kosten und weitere Informationen: | www.saalfelden-leogang.com |
Pitztaler Gletscher / Tirol (AT)
Für Skitourengeher*innen stehe drei markierte Aufstiegsrouten zur Auswahl.
Kogelroute | |
Ausgangspunkt: | Talstation Schlepplift Brunnenkogel |
Länge: | 2 Kilometer |
Schwierigkeit: | Mittel |
Cappuccino Route | |
Ausgangspunkt: | Talstation Schlepplift Brunnenkogel |
Länge: | 2,5 Kilometer |
Schwierigkeit: | Mittel |
Fernerroute | |
Ausgangspunkt: | Talstation Gletschersee |
Länge: | 3,5 Kilometer |
Schwierigkeit: | Mittel |
Handelspartner vor Ort: | Intersport Huter |
Kosten: | 25 Euro (Erwachsene inkl. Berg- und Talfahrt mit dem Gletscherexpress und Bergfahrt mit Gletscherseebahn) |
Weitere Informationen: | www.pitztal.com |
Puchberg am Schneeberg / Niederösterreich (AT)
Für Tourengeher*innen stehen zwei markierte Aufstiegsrouten zur Auswahl, die beide an der Talstation Puchberg am Schneeberg starten.
Route 1 | |
Länge: | 3 Kilometer |
Schwierigkeit: | Mittel |
Route 2 | |
Länge: | 2,5 Kilometer |
Schwierigkeit: | Mittel |
Hütteneinkehr: | Edelweisshütte |
Handelspartner vor Ort: | Intersport Tscherne |
Kosten und weitere Informationen: | www.puchis-welt.at |
Zahmer Kaiser / Tirol (AT)
Es stehen drei markierte Aufstiegsrouten für Tourengeher*innen zur Auswahl. Für alle drei Routen ist der Ausgangspunkt an der Talstation Zahmer Kaiser.
Route 1 | |
Länge: | 2,8 Kilometer |
Schwierigkeit: | Mittel |
Route 2 | |
Länge: | 2,2 Kilometer |
Schwierigkeit: | Leicht |
Route 3 | |
Länge: | 2,1 |
Schwierigkeit: | Leicht |
Hütteneinkehr: | Restaurant Zahmer Kaiser |
Handelspartner vor Ort: | Sport Brosig |
Kosten und weitere Informationen: | www.zahmerkaiser.com |
Die richtige Ausrüstung für Pistenskitouren
Ähnlich wie bei Mountainbiker*innen lassen sich auch Skitourengeher*innen in verschiedene Typen einteilen: Allrounder*innen, Aufstiegsorientierte, Abfahrtsorientierte und Rennsemmeln. Prinzipiell kann man mit jedem Ski die Piste hochlaufen und wieder abfahren, egal ob 67 oder 115 Millimeter breit. Am besten fährt man auf der Piste sicherlich mit Allroundern oder aufstiegsorientierten Tourenski mit einer Mittelbreite zwischen 80 und 95 Millimetern. Als Regel gilt: Je mehr man auf der Piste unterwegs sein will, umso schmäler und damit umso leichter sollte der Ski der Wahl sein. Für Einsteiger*innen, die mit dem Pistengehen beginnen und sich Schritt für Schritt Richtung Gelände und der damit verbunden Lawinen-Thematik vorarbeiten wollen, empfiehlt sich die goldene Mitte, also um die 88 Millimeter. Damit ist der Ski breit genug, dass er im Powder gut aufschwimmt und leicht genug am Fuß für sportliches Bergauf-Laufen.
Dynafit habt als einer der ersten Hersteller bereits vor ein paar Jahren mit der Entwicklung von Produkten begonnen, die speziell auf Pistenskitouren zugeschnitten sind. Für die Saison 2020/21 haben sie gemäß dem Motto “Unpack und Ski” drei vormontierte Skitouren-Sets im Angebot, darunter auch eines für den Skitouren gehenden Nachwuchs. Jedes Set ist mit einer Dynafit Pin-Bindung und einem auf die jeweilige Skilänge angepassten Pomoca-Skifell ausgestattet.
Vormontierte Skitouren-Sets von Dynafit
Als Ski kommt der Allround-Klassiker Seven Summits zum Einsatz. Der Allround-Tourenski besteht aus einem Vollholzkern mit Carboneinlagen und einer ABS Seitenwange, die für optimale Kraftübertragung sorgt. Die Rockerkonstruktion an Tip und Tail sorgt für ausgewogene Fahreigenschaften und verspricht sowohl auf der Piste als auch im Gelände für Fahrspaß. Da der Ski durch den Rocker leicht dreht und sich fehlerverzeihend fahren lässt, eignet er sich sowohl für Einsteiger*innen als auch Fortgeschrittene. Beim Erwachsenen-Modell stehen insgesamt fünf Längen von 149 bis 182 Zentimeter mit einer mittleren Skibreite von 82 bis 86 Millimeter zur Auswahl. Das Gewicht liegt abhängig von der Länge zwischen 2.280 und 2.720 Gramm pro Paar.
Dynafit bietet zwei unterschiedliche Seven Summits Sets an, die sich nur durch die verbaute Bindung unterscheiden. Puristisch und leicht: Das 790 Euro teure Seven Summits Set mit der minimalistischen und extrem leichten Speed Turn Bindung, die nur mit einem Fangriemen ausgeliefert wird und deren Steighilfe durch das Drehen des Hinterbackens bedient wird. Das Seven Summits+ Set dagegen kommt mit der komfortableren ST Radical Bindung (DIN 4-10), die über einen Skistopper sowie eine zweistufig ausklappbare Steighilfe verfügt. Der Preis dafür liegt bei 890 Euro.
Das Seven Summits Youngster Set bietet Eltern die Möglichkeit ihren Skitouren affinen Nachwuchs mit ebenso hochwertigem Material auszurüsten wie sich selbst. Den Ski gibt es in fünf Längen, von 120 Zentimeter bis 160 Zentimeter, mit einer mittleren Skibreite zwischen 77 und 81 Millimeter. Das Gewicht liegt je nach Länge zwischen 1.643 und 2.133 Gramm. Als Bindung kommt die Rotation 7 Low-Tech Bindung zum Einsatz, die mit einem Auslösebereich von DIN 2,5 bis 7 speziell für Kinder und Jugendliche entwickelt wurde und dank dem Rotationsvorderbacken die einzige Pin-Bindung auf dem Markt ist, die einer “normalen” Sicherheitsbindung entspricht. Komplettiert wird das hochwertige, 550 Euro teure Set durch das passende Pomoca-Fell. Auch wenn sich der Preis im ersten Moment sehr hoch anhört, so ist das Preis-Leistungsverhältnis wirklich ein Knaller: Allein die Bindung würde normalerweise fast soviel kosten wie das gesamte Set. Dynafit subventioniert das Set, um das Tourengehen für den Nachwuchs zugänglicher zu machen und die Jugend für die Bewegung in der Natur zu begeistern.
Dynafit Seven Summits Boot
Passend zum Seven Summits Ski Set gibt es den 1.630 Gramm leichten Seven Summits Boot, ein Allround Modell, das ein breites Einsatzspektrum abdeckt. Der 400 Euro teure Drei-Schnallen-Tourenskischuh verfügt über das einfache, intuitiv zu bedienende Ultra Lock System, durch das man mit einem Handgriff vom Aufstiegs- in den Abfahrtsmodus wechseln kann. Der breite Velcroverschluss am Schaft sorgt für zusätzlichen Halt im Stiefel und eine gute Kraftübertragung auf den Ski.
Dynafit Speedfit Vario Stock
Der Dynafit Speedfit Vario Stock ist mit Hilfe des Vario Verschlusssystems einfach in der Höhe bis maximal 145 Zentimeter verstellbar. Der aus Aluminium gefertigte Stock wiegt gerade einmal 235 Gramm und kostet 100 Euro.
Dynafit Speedfit Rucksack
Der Speedfit 28 Rucksack von Dynafit ist mit seinen 540 Gramm ein wahres Fliegengewicht und das bei 28 Liter Fassungsvolumen. Dabei bietet der 140 Euro Skitourenrucksack alle wichtigen Features, wie eine Eispickel-, Ski und abnehmbare Flaschenhalterung, eine Helmbefestigung sowie die Möglichkeit eine Trinkblase zu integrieren. Praktisch sind das große Mesh-Fach an der Rucksack-Front sowie die vom Hauptfach abgetrennte Klettverschluss-Tasche zum Transport von nasser Wechselwäsche oder Steigeisen. Der Clou ist das am unteren Ende des Rucksacks integrierte LED-Band, das bei Dunkelheit dafür sorgt, dass man am Pistenrand besser gesehen wird.
Fotos: Dynafit
Pistentouren sicher und fair!
Zehn Empfehlungen nach dem Österreichischen Kuratorium für Alpine Sicherheit:
Auch auf Pisten sind Tourengeher*innen eigenverantwortlich unterwegs. Alpine Gefahren, insbesondere die Lawinengefahr, sind selbst einzuschätzen. Notfallausrüstung ist mitzuführen. Skipisten stehen in erster Linie den Nutzer*innen der Seilbahnen und der Lifte zur Verfügung. Um Unfälle und Konflikte zu vermeiden, gibt das Kuratorium neben den FIS-Verhaltensregeln folgende Empfehlungen:
1. Warnhinweise sowie lokale Regelungen
beachten.
2. Der Sperre einer Piste oder eines Pistenteils
Folge leisten. Beim Einsatz von Pistengeräten
– insbesondere mit Seilwinden – oder bei
Lawinensprengungen, etc. kann es zu lebensge-
fährlichen Situationen kommen. Pisten können
daher aus Sicherheitsgründen für die Dauer
der Arbeiten gesperrt sein.
3. Nur am Pistenrand und hintereinander auf-
steigen.
4. Die Piste nur an übersichtlichen Stellen und
mit genügend Abstand zueinander queren.
5. Frisch präparierte Pisten nur im Randbereich
befahren. Über Nacht festgefrorene Spuren
können die Pistenqualität stark beeinträch-
tigen.
6. Bis 22:30 Uhr oder einer anderen vom Seil-
bahnunternehmen festgelegten Uhrzeit die Pis-
ten verlassen.
7. Sichtbar machen. Bei Dunkelheit oder schlech-
ter Sicht Stirnlampe, reflektierende Kleidung
etc. verwenden.
8. Bei besonders für Pistentouren gewidmeten
Aufstiegsrouten/Pisten nur diese benützen.
9. Hunde nicht auf Pisten mitnehmen.
10. Ausgewiesene Parkplätze benützen und allfäl-
lige Parkgebühren entrichten.