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Warum man manche Ideen einfach umsetzen MUSS – und wie man damit Erfolg hat

Wie oft habt ihr euch schon aufgeregt, über a) euren Job oder b) euren Chef, aber habt c) trotzdem nicht alles hingeschmissen und euer eigenes Ding gemacht? Wenn ihr mindestens zwei der drei Fragen mit „sehr oft“ beantworten könnt, dann ist die Geschichte vom Maloja-Gründer Peter Räuber eine, die vielleicht euer Leben ändern könnte.

Zugegeben, mit diesem Einstieg habe ich nicht nur buzzfeedmäßig dick aufgetragen, sondern auch einen Klick-Köder ausgeworfen. Ich möchte aber in jedem Fall verhindern, dass euch diese Geschichte entgeht, denn eins sei versprochen, was jetzt kommt, ist definitiv kein inhaltsleerer Artikel, bei dem man sich während des Lesens ärgert, dass man sich durch die effektheischende Überschrift zum Drauftippen oder Anklicken hat hinreißen lassen. Es ist vielmehr eine Geschichte, die euch inspirieren kann, den Mut aufzubringen, unzufriedenstellende Situationen zu beenden und was Eigenes zu starten – egal wie unsicher und unvorhersehbar die Zukunft dann auch sein mag.

Peter Räuber, einer der beiden Gründer der Outdoormarke Maloja, wollte nach mehreren Jobs, unter anderem in der Sportbranche, ein eigenes Business starten. Seine Idee war völlig anders als alles, was es in der Branche bisher gab: Mit saisonüberspannenden Motto-Kollektionen will er Fahrradsport mit einem Lebensgefühl verbinden. Welche Beweggründe er dabei hatte, wie die Marke zu dem wurde was es heute ist und welche Hürden es dabei gab, haben uns die Geschäftsführer Peter Räuber und Klaus Haas in der Maloja Geschäftsstelle, einer umgebauten Scheune in oder bei Rimsting, in jedem Fall im Nirgendwo zwischen Simssee und Chiemsee erzählt.

„Cool, dann muss ich nicht über den Zaun steigen.“

Peter Räuber kam über Umwege in die Sportbranche. In den 90er Jahren fährt er als Servicetechniker für eine Firma, die Prüfgeräte für Mikrochips herstellt, mehr als 50.000 Kilometer im Jahr quer durch Deutschland. Seine Wochenenden und seinen Jahresurlaub verbringt er aber in einer Windsurfer-WG in Torbole am Gardasee und schickt als Bikeguide schon in der Pionierzeit des Sports Anfänger mit Hardtails über die steinigen Trails der legendären Bikeregion. Die Surfmarke Sunshine Products fragt ihn, ob er ihre Mitarbeiter auf dem Bike schult, mit ihren Händlern Touren fährt und schlussendlich auch, ob er nicht für sie auf der größten Sportmesser der Welt, ISPO, arbeiten möchte. Peter denkt pragmatisch: Cool, dann brauch’ ich nicht mehr über den Zaun steigen oder mich im Kofferraum reinschmuggeln lassen.

„Klaus Future“

Bald gibt er seine Techniker-Karriere auf und kümmert sich bei Sunshine um die Bikekollektion – von der Produktentwicklung bis zum Marketing. Später wechselt er zu Windsurfing Chiemsee und übernimmt unter dem Gründer und damaligen Miteigentümer Christoph Imdahl den Vertrieb für den Chiemsee-Ableger Plusminus in Süddeutschland. Zu dieser Zeit kommt auch Teil zwei der Maloja-Geschäftsführung, Klaus Haas, ins Spiel. Der damalige Unternehmensberater bestellt regelmäßig Ware bei Peter für sein Hotel und seine Surfstation in Cabarete in der dominikanischen Republik.

Klaus war der einzige Kunde, der im Anzug und mit einer sauberen Krawatte zum Ordern gekommen ist. Ich fand’ ihn ziemlich cool und habe ihn unter „Klaus Future“ im Handy eingespeichert.“

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„Die ganze Philosophie – nichts wert“

Namen waren nicht Peters Stärke, dafür aber die Chiemsee-Ware bei den Händlern an den Mann bringen. Nach einer erfolgreichen Order-Saison nimmt Peter sich einen halben Tag frei, geht mit einem Freund in Hochfügen Snowboarden, bevor er pünktlich zum Designmeeting am frühen Nachmittag in der Firma – natürlich in der firmeneigenen Snowboard-Klamotte – einläuft. In einer Sportfirma eigentlich nichts Besonderes, sollte man meinen. Doch seit Christoph Imdahl ausgeschieden ist, hat sich das Unternehmen verändert. Einem der damals häufig wechselnden Führungskräfte erscheint die Drei-Lagen-Gore-Tex Defrost Hose aus dem eigenen Haus nicht die angemessene Bekleidung für den anstehenden Termin zu sein, er nimmt Peter zur Seite und fragt ihn, ob er wahnsinnig sei.

„In dem Moment wurde mir bewusst, dass ich lange Zeit in einer Illusion gelebt habe: „People, Sports, Travel, Culture... Wir leben den Sport.“ Diese ganze Philosophie ist nichts wert, wenn ich nach einer erfolgreichen Ordersaison nicht in meinen eigenen Produkten ins Büro kommen kann. Klarer kannst du einem Menschen nicht sagen, dass es in erster Linie um wirtschaftliche Interessen geht.“

Peter wechselt eine Woche später zur Matador und steckt wieder sein ganzes Herzblut in den Job, arbeitet eng mit Gründer, Ex-Chiemsee-Mann und Bruder seines Ex-Chefs Martin Imdahl zusammen, interessiert sich für alles und lernt viel – im Hinterkopf den vagen Gedanken irgendwann mit dem eigenen Projekt durchzustarten. Denn schon seit Peter bei Sunshine aufgehört hat, liegt ein DIN A4 Zettel in seiner Schublade, auf dem steht, wie eine coole Marke für Bikebekleidung aussehen könnte. In diesem Bereich tut sich in der Zwischenzeit nicht viel: Die Farben sind immer noch royalblau, rot und gelb, die Klamotten rein technisch von Style keine Spur.

„Ich brauch’ so einen Klaus!“

Nach drei Jahren bei Matador ruft Peter Klaus Future an, sitzt irgendwann bei ihm am Tegernsee im Wohnzimmer auf der Couch und erzählt ihm, dass er gerne eine Marke gründen würde, die den Lifestyle vom Mountainbiken in tragbare Streetwear übersetzt, so dass sich die Biker auch im Alltag mit ihrem Sport identifizieren können. Das gab es damals im Surfbereich zuhauf, aber nicht beim Biken. Peter will, dass Klaus ihn bei seiner Firmengründung berät.

Doch Klaus lehnt ab, er möchte Peter nicht beraten, er möchte mit machen – und zwar gleichberechtigt. Dass ihm direkt zu Beginn nur noch die Hälfte seiner Firma gehört, gefällt Peter zwar nicht, doch er weiß, dass die Hälfte von etwas Funktionierendem immer noch besser ist, als alleine etwas gegen die Wand zu fahren.

„Ich hatte keinen kaufmännischen Plan. Als wir beim Notar saßen, um die Firma zu gründen, habe ich aus dem Fenster geschaut, was die Leute da unten auf der Straße anhaben. Mit den Vertragsdetails einer GmbH & Co. KG war ich einfach überfordert. Aber ich hatte vollstes Vertrauen in Klaus. Also habe ich unterschrieben.”

„Ohne Kontakte, kein Erfolg”

Peters Basis für die eigene Marke, die zu Beginn einen klaren Bike-Fokus hatte, ist nicht nur „so ein Klaus”, der seine Defizite in Betriebswirtschaft auffängt, sondern auch die eigene jahrelange Vertriebszeit und ein gelebtes und funktionierendes Netzwerk von Händlern, Fotografen, Bikejournalisten oder Designern. Direkt die erste Maloja Kollektion ordern insgesamt 100 Händler – vom Gardasee über Garmisch bis nach Mallorca.

„Du kannst die beste Erfindung der Welt haben, wenn du keine Kontakte hast, wirst du damit nicht erfolgreich sein. Du kannst nicht frisch nach der Schule überlegen, du machst jetzt eine Marke und dann geht’s dahin!”

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Es ist jetzt 14 Jahre her. Kurz vor neun Uhr, auf dem Messegelände in Friedrichshafen am Bodensee. Die Eurobike, eine der wichtigsten Messen der Fahrradbranche startet bald. Maloja präsentiert seine erste Kollektion „Soul in the woods“. In einem selbst gebauten Hippiedome mit Wohnzimmer-Einrichtung im Freigelände. Der erste Mensch, der schon kurz vor neun vorbeikommt, um sich die junge Marke anzuschauen ist ausgerechnet Mountainbike-Legende Gary Fisher.

„Da bin ich kurz mal vom Glauben abgefallen. Bin ich jetzt schon kurz vorm verrückt werden? Das ist jetzt nicht normal, dass der hier herein marschiert.”

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Wie es nach dem Besuch von Gary Fisher weiterging, erfahrt ihr hier.

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