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Jede Cabin hat eine eigene Terrasse; Foto: Lena Everding, cabinski GmbH

Ferienwohnungen waren gestern, jetzt kommt das Tiny House!

Naturnah Urlaub machen, mit allem was man braucht, ohne unnötigen Schnick Schnack, aber dafür in einer extrem stylischen Bleibe, die man mit seiner Begleitung ganz alleine bewohnt. Ringsherum ein Spielplatz, der egal ob Sommer oder Winter genau das bietet, was Outdoor-Menschen glücklich macht. Wo es das gibt? Im Tiny House Dorf Cabinski im Montafon

Als meine Freundin Lina und ich im Winter im Montafon zum Powderfest der frisch eröffneten Freeride Station zu Gast waren, haben wir im Hideout übernachtet. Eine kleine Frühstückspension, die wie der Name vermuten lässt, ein bisschen hipper und jünger daher kommt, als die alteingesessenen Unterkünfte im Montafon. In der Garage stehen eine Motocross Maschine und ein Dutzend breite Ski herum. Das Wlan-Passwort ist sowas wie #endlesswinter. Der Inhaber Chris Eichhorn kommt eigentlich aus der Nähe von Gießen in Hessen, hat eine Cap auf, fährt einen VW-Bus und hat einen Husky, der einen eigenen Instagram-Account hat.

In meinem Kopf habe ich die „Hoffnungsloser Skibum“-Schublade aufgemacht, Chris reingesteckt und sie wieder zu gemacht. Bald schwärmt uns Chris von seinem Muster Tiny House vor, das an der Talstation von Grasjoch- und Valiserabahn Bahn steht. Davon will er im Sommer ein paar aufstellen, sagt er, ein Grundstück hat er schon. Cabinski soll das Tiny House Dorf heißen, ein bisschen wie eine große Luxushotelkette, aber viel mehr wie eine Kurzform von Cabin and Ski.

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Die Cabins: Viel Holz, viel Licht, kein Schnick Schnack

Bei der Après Ski Party mit Electro-DJ am nächsten Abend inspizieren Lina und ich das Musterhaus genauer. Der Seilbahnparkplatz ist zwar eigentlich kein angemessener Standort, aber nach einer kurzen Führung sind wir restlos von der Cabin überzeugt: Sie ist zehn Meter lang, dreieinhalb Meter breit, elf Tonnen schwer und mit knapp 27 Quadratmetern für ein eigenes Haus relativ klein, denn so will es ja das Tiny House Konzept. Die Cabin besteht fast nur aus Holz: Der Boden aus Eiche, die Möbel aus Birke, die Wände – bis auf die großen Fenster – aus Fichte. Im Stockbett finden insgesamt vier Personen Platz: Den beiden oben Schlafenden bietet das Dachfenster Ausblick auf den Sternenhimmel, die beiden unten haben es wie in einer Schlaf-Koje kuschelig-gemütlich. Die Cabin besticht durch geradliniges Design, smarte Technik und durchdachte Stauraumlösungen. Es ist alles da, was man so braucht – von der French Press in der vollausgestatteten Einbauküche über die Regendusche im Tageslichtbad bis zu Sonos Boxen für die Lieblingsmusik – aber eben auch nicht mehr, vor allem kein unnötiger Kram.

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Küchenbereich; Foto: Lena Everding, cabinski GmbH
Eingangsbereich; Foto: Lena Everding, cabinski GmbH
Bett mit Ausblick; Foto: Lena Everding, cabinski GmbH
Essbereich; Foto: Lena Everding, cabinski GmbH
Essbereich; Foto: Lena Everding, cabinski GmbH
Der Lounge-Bereich; Foto: Lena Everding, cabinski GmbH
Badezimmer in der Cabin; Foto: Lena Everding, cabinski GmbH
Badezimmer in der Cabin; Foto: Lena Everding, cabinski GmbH
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Nix los, nix geht, keine jungen Leute, das waren Klagen, die mir zuvor übers Montafon zu Ohren gekommen sind. „Was wollt ihr denn noch?,“ dachte ich mir nach unserer Besichtigung an der Talstation in St. Gallenkirch an meinem Bier nuckelnd. Und ich dachte: Wenn das hinhaut mit dem Cabinski-Dorf, dann muss ich den Chris aus meiner Skibum-Schublade wieder rausholen.

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Silvretta Montafon im Winter: Freeride Paradies

Weil wir gerade noch mitten im Spätsommer stecken, nur ein kurzer Einwurf: All dem ging ein grandioses Skiwochenende voraus. Vom Off-Piste-Potential des Montafons durfte ich beim Freeride Alpencross von Livigno ins Kleinwalsertal schon kosten, die Powderfest Tage mit ihren Ausflügen, zum Beispiel dem kurzen Hike über den Klettersteig auf die Zamangspitze oder der Skitour Richtung Hochjoch, haben trotz nicht ganz perfekter Bedingungen meinen positiven ersten Eindruck noch unterstrichen. Mit der Freeride Station wurde an der Bergstation der Grasjoch Bahn ein Ort geschaffen, der Treffpunkt und Informationsquelle für Powder-Liebhaber*innen im Montafon ist, wo man Guides buchen, Ausrüstung ausleihen oder einfach nur Kaffee trinken kann. Im Winter kann das Montafon was.

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Auf dem Weg zur Zamangspitze; Foto: Niklas Siemens
Auf dem Weg zur Zamangspitze; Foto: Niklas Siemens
Auf dem Weg zur Zamangspitze; Foto: Niklas Siemens
Auf dem Weg zur Zamangspitze; Foto: Niklas Siemens
Auf dem Weg zur Zamangspitze; Foto: Niklas Siemens
Auf dem Weg zur Zamangspitze; Foto: Niklas Siemens
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Silvretta Montafon im Sommer

Ein halbes Jahr und einen Pandemieausbruch später schreibt mir Chris, dass Cabinski seit 1. August 2020 mit zehn Tiny Homes geöffnet hätte und ob ich nicht vorbeikommen will – klar will ich. Ich wollte die Cabins an ihrem eigentlichen Bestimmungsort sehen und das Sommerpotential des Montafons auschecken. Die Silvretta Hochalpenstraße stand ohnehin schon länger auf meiner Rennrad-Bucket-List und der Bikepark Brandnertal ist auch ums Eck. Mit meiner Munich Mountain Girls Freundin Meike ziehe ich ins Cabin 7 im Ortsteil Galgenul ein. Auch wenn Gras und Pflanzen rings herum noch Zeit zum Wachsen brauchen, kommen die Cabins jetzt schon viel besser zur Geltung als auf dem Seilbahnparkplatz.

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Die Feuerstelle im Cabinski Dorf; Foto: Chris Eichhorn, cabinski GmbH
Die Feuerstelle im Cabinski Dorf; Foto: Lena Everding, cabinski GmbH
Jede Cabin hat eine eigene Terrasse; Foto: Lena Everding, cabinski GmbH
Cabinski Montafon
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Wandern: Auf die Versalspitze und zum Wiegensee

Jede Cabin hat eine kleine Terrasse, die sich hervorragend zum Frühstücken eignen würde, wäre es nur nicht so kühl wie am ersten Tag unseres Aufenthalts. Der Wetterbericht sagt Regen voraus, als wir recht spät erst vom Stockbett runterkrabbeln. Schuld daran ist sicherlich auch unser gestriger Abendspaziergang aufs sehr empfehlenswerte Gauertalhaus mit äußerst leckerem Essen, aber auch viel Bier und Enzian-Schnaps. Auf dem Weg zur Lindauer Hütte lohnt sich eine Einkehr im Gauertalhaus auf jeden Fall! Wir überlegen recht lange, was wir mit dem Tag anstellen sollen und entscheiden uns für eine entspannte Wanderung von Partenen zum Wiegensee, die wir gegen Mittag antreten. Der mystische Steig hat allerlei Wurzeln und bemooste Felsen parat, aber keinen einzigen Menschen, was wohl der Tafamunt-Bahn zu verdanken ist, die hier die Bequemen hinauf schaukelt. Kurz nach der Mittelstation der Bahn verrät uns ein Wegweiser, dass es bis zur Versalspitze nur eine Viertelstunde länger sei als bis zum Wiegensee – und da Gipfel dann doch immer ein bisschen besser sind als Seen, planen wir um. Die Stimmung bleibt auch oberhalb der Baumgrenze mystisch. Durch Nebelreißen stiegen wir immer weiter hinauf, passieren die leerstehende Versalhütte und haben auf dem 2.462 Meter hohen Gipfel das kurze Glück eines einsekündigen Wolkenlochs. Die Motivation, die uns am Abzweig zur Versalspitze überkommen hat, lässt auch am Gipfel nicht nach und so beschließen wir Richtung Kopssee abzusteigen, um dann über den Wiegensee und durch seine geschützte Moorlandschaft hinab Richtung Ganifer zurück nach Partenen zu gehen. Am Ende wurden aus der ursprünglich geplanten, gemütlichen Wanderung am Nachmittag 18 Kilometer und 1.500 Höhenmeter.

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Wanderung auf die Versalspitze; Foto: Katharina Kestler
Wanderung auf die Versalspitze; Foto: Katharina Kestler
Wanderung auf die Versalspitze; Foto: Katharina Kestler
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Rennradln: Zum Silvretta Stausee und zurück nach St. Gallenkirch

Gut, dass wir den Plan am Tag darauf die komplette Runde des Arlberg Giro zu radln, bisher noch nicht laut ausgesprochen hatten und er nur in unseren Köpfen herumspukte. Doch unsere Wanderbeine fühlten sich am nächsten Morgen so gar nicht an nach 150 Kilometern und 2.500 Höhenmetern von St. Gallenkirch über die Silvretta Hochalpenstraße ins Paznauntal nach St. Anton über den Arlbergpass nach Bludenz und zurück nach St. Gallenkirch. Wir verschoben die große Runde also auf unbestimmte Zeit in die Zukunft und schauten uns erstmal nur einen Teil an: die 1360 Höhenmeter von St. Gallenkirch bis zum Silvretta Stausee.

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Cabinski Montafon; Foto: Katharina Kestler
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Auf der 53 Kilometer langen Tour begleitet uns Cabinski-Mitgründer Tim Suske. Zusammen mit Chris hat er Cabinski hochgezogen und erzählt uns, dass hinter dem Tiny-House-Projekt mehr steckt als eine Idee verrückter Skibums. Chris kommt schon seit vielen Jahren immer wieder ins Montafon. Irgendwann ist er geblieben, hat das Hideout gekauft, ist dort eingezogen und vermietet die restlichen Zimmer. Mit fast zehn Jahren touristischer Erfahrung im Gepäck bekommt er 2017 das Angebot, die Wiese neben dem von ihm gepachteten Gruppenhaus Reinhilde ebenfalls zu pachten, aber nur für 25 Jahre. So entstand die Idee, dort eine Art nachhaltiges Pop-Up-Hotel zu eröffnen, eben mit jenen Tiny Homes, die ohnehin gerade trendy sind. Tim, der in Konstanz dabei war sein Studium abzuschließen, schreibt seinen Masterthesis über das Geschäftskonzept und ist für alle strategischen und finanziellen Fragestellungen verantwortlich. Jetzt kümmert sich Chris vor Ort und Tim vom Bodensee aus, fürs Marketing und die PR wurde noch die begeisterte Hobbyfotografin Lena an Bord geholt. Zu dritt denken sie schon über die nächsten Standorte nach und beraten auch andere Hotels in Punkto Ausrichtung und Marketing.

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Tim und Chris, die Cabinski-Gründer; Foto: Lena Everding, cabinski GmbH
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Mountainbiken: Der Bikepark im Brandnertal

Nachhaltig beeindruckt von soviel Unternehmensgeist und so wenig Skibum-Verpeiltheit fahren wir auf dem Heimweg noch im Bikepark Brandnertal vorbei. Während Meike aufgrund fehlender Bikepark Erfahrung erstmal geschockt ist von der hohen Fullface-Frequenz, finde ich den Park von Anfang an gemütlich. Nicht zu groß und zumindest an einem Mittwoch nicht überlaufen. Drei gut gelaunte Jungs, die aussehen, als verdienten sie hier ihre Saisonkarte, verladen die Räder, bevor uns der Lift im Schneckentempo nach oben schaukelt. Wir sind nur ein paar Strecken gefahren, doch da war alles dabei: flowige Jumplines, ein paar Northshores, wurzelige und technisch anspruchsvolle Downhillstrecken und ein brandneuer Endurotrail, den ich zu meinem Liebling erkläre. Aus München würde ich hier nicht extra herfahren, doch wenn man schon mal im Eck ist, unbedingt mitnehmen!

Alle Cabinski Fotos sind von Lena Everding, cabinski GmbH.

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