Wenn es so etwas wie ein Grundwissen der Snowboard-Geschichte gäbe, dann stünde dort auf Seite 1, dass die Sportart in den späten 70er Jahren in Nord Amerika entstand. Als Hauptinitiator gilt Jake Burton Carpenter, der in einem Verschlag in seinem Garten einen Laden hochzog und trotz massiver Verluste am Anfang zum größten Snowboardproduzenten der Welt ausbaute. Seine Inspirationsquelle waren Surfen und Skateboarden – aber auch der 1966 patentierte, bindungslose Snurfer, erfunden von Sherman Poppen. Dieser band beim Schlittenfahren mit seinen Kindern zwei Ski aneinander und befestigte an den Spitzen eine Schnur zum Lenken.
Im Kaçkar-Gebirge in der Osttürkei auf 2000 Metern Höhe geht die Snowboard-Geschichtsschreibung sehr viel weiter zurück, wie der amerikanische Pro-Snowboarder Alex Yoder bei seinem Trip dorthin feststellt: Der Legende nach soll im Örtchen Meseköy, früher Petran, ein kleiner Junge vor 300 Jahren den Gebetsteppich seines Vaters im Schnee gereinigt haben. Dabei stellt er fest, dass sich die lästige Pflicht mit den Füßen viel besser – und spaßiger – erledigen lässt, als mit den Händen. Aus dieser Entdeckung werden kurz darauf die so genannten Petran Boards: ein paar zu einem langen Rechteck zusammengenagelte Bretter, mit einer Schnur an der Spitze (aka Nose), um sich festzuhalten, gewachst mit Kuhfett. Ein Stock in der Hand hilft beim Balancieren und Lenken. Anders als in unserer westlichen Snowboard-Welt, wo ohne Carbon oder mindestens Titanal-Einlage gar nichts mehr geht, sehen die Petran Boards heute noch aus wie vor 300 Jahren – und Alex Yoder stellt fest: Wenn du Spaß hast, ist es doch völlig egal, was zwischen dir und dem Schnee ist.
Foto: Wade Dunstan