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Trail Perle Val Müstair

Einsame Hochgebirgstäler, über denen Bartgeier kreisen und einem Murmeltiere hinterherpfeifen. Durch die sich endlose Singletrails schlängeln, schroffe Felsformationen im Kontrast zu märchenhaften Arvenwälder stehen und Mountainbiker genauso gern gesehen sind wie Wanderer. Herzlich Willkommen im Val Müstair, einem unserer Lieblings MTB Spots.
Text & FotosChristian Wander
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Ganz hinten, wo die Schweiz fast schon Italien ist, öffnet sich das Val Müstair wie ein vergessenes Kapitel im großen Buch der Alpen. Eingebettet zwischen dem Schweizerischen Nationalpark und dem Südtiroler Vinschgau liegt dieses abgelegene Hochtal auf rund 1.200 bis 1.800 Metern. Wie ein gut gehütetes Geheimnis – wild, weit und irgendwie aus der Zeit gefallen, ein Ort zum Entschleunigen und Entdecken. Statt Massentourismus gibt’s hier herzliche Gastfreundschaft, statt Lifte feine Höhenmeter aus eigener Kraft, die mit endlosen Tiefenmetern auf feinsten Naturtrails, alpinen Übergängen und grenzenloser Abgeschiedenheit belohnt werden. 

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Schweizer Nationalpark und Biosphärenreservat

Das Tal beginnt auf dem 2.149 Meter hohen Ofenpass (Pass dal Fuorn), einem der unbekannteren Alpenpässe, der sich serpentinenreich durch Almgelände, Lärchen Wälder und schroffe Felsformationen schlängelt. Von hier aus rollt man auf der einen Seite, Richtung Zernezim Unterengadin, direkt in den Schweizerischen Nationalpark und auf der anderen weiter hinein ins Val Müstair, nach Tschierv, Fuldera, Valchava, Sta. Maria und bis ganz ans Ende nach Müstair, dem Grenzort zum italienischen Vinschgau. Jeder dieser Bergorte hat seinen eigenen Charme und ist geprägt von Engadiner Architektur, Biolandwirtschaft und traditionsreichen Handwerksbetrieben. Bettenburgen, Spa Tempel und alpinen Touri-Schnickschnack wie Table Dance Clubs und “Auf dem Berg Vergnügungsparks” sucht man hier vergebens. Dafür findet man in dem UNESCO-Biosphärenreservat, das mit seiner heutigen Fläche von 170,3 km2 zugleich das größte Naturschutzgebiet der Schweiz ist, eine alpine Gebirgslandschaft, die geprägt ist von unzähligen 3.000ern, abgeschiedenen Hochtälern, wilden Gebirgsbächen, saftigen Almwiesen, märchenhaften Arvenwäldern und jeder Menge Wildlife mit Steinböcken, Bären, Murmeltieren und Bartgeiern. 

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Familienkompatibles Mountainbike Trail Eldorado

Auch wenn mittlerweile deutlich mehr Mountainbiker in der Region unterwegs sind als in den 90igern, als ich das erste Mal hier auf meinem Cannondale M2000 Hardtail die Seitentäler erkundet habe, so ist man über weite Strecken nach wie vor alleine unterwegs. Wer genau das liebt, alpine Abgeschiedenheit mit wenig Berg-Infrastruktur und kein Problem damit hat, selbst Höhenmeter bergauf zu kurbeln und vielleicht auch mal zu schieben und zu tragen, den erwartet ein spannendes Gebiet mit 150 Kilometern ausgeschilderter Trails.  Auch für größere Runden bis nach Livigno, hinüber zum Stilfser Joch Nationalpark mit dem "OG"- Goldsee, Tibet und Piz Umbrail Trail oder Scuol mit der legendären Val d’Uina eignet sich das Val Müstair als Ausgangspunkt. Dank Post Auto Unterstützung ist das auch ohne “E”-Antrieb möglich, denn die nehmen genialerweise auch Räder mit. Letzteres ist insbesondere auch für Familien mit trailhungrigen Kids interessant, die sich so coole Touren mit verhältnismäßig wenig Höhen- und umso mehr Tiefenmetern zusammenstellen können. 

Dazu zählen auch unsere Jungs, vor allem der Jüngere. So waren wir in den letzten Jahren mehrmals in unterschiedlichen Familienkonstellationen hier unterwegs. Was sich jedoch als feste Konstante herauskristallisiert hat, ist das Shutteln mit dem Post Auto hoch zum Ofenpass. Deshalb starten auch all die hier vorgestellten Touren am Ofenpass und machen das Val Müstair so zu einem Lieblings Spot unserer Family.

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Natur Camping und Engadiner Dorfidylle

Das liegt jedoch nicht nur an den genialen Trails und der wahnsinnig schönen Landschaft, sondern auch an dem schnuckeligen Campingplatz Pè da Munt der Gemeinde Sta. Maria. Dieser liegt leicht erhöht über dem Dorf, idyllisch in einem lichten Arvenwald. Die Infrastruktur ist zwar basic, aber es gibt alles was man braucht: ein sauberes Sanitärhäuschen, einen kleinen Mini Market mit Semmel Service am Morgen und großzügige Stellplätze auf dem terrassierten Wiesengelände. Der Burner ist allerdings, dass so gut wie jeder Platz über eine eigene Feuerstelle verfügt, wo man allabendlich sein Lagerfeuer abfackeln darf. Selbst das Holz dafür kann man vor Ort erstehen. Das feiern unsere Jungs, allen voran der “Kleine” fast am meisten. ;-)

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Fünf - familienkompatible - MTB Touren

Die hier vorgestellten Touren fallen alle eher etwas kleiner aus, um familienkompatibel zu sein. Sie können jedoch ganz einfach zur größeren Runden ausgebaut werden, indem man auf den Post Bus Shuttle verzichtet oder  Touren miteinander kombiniert. 

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Tour 1: Val Müstair Trails 

Die Val Müstair Trail Runde ist die perfekte Einfahr-Tour, um in den Val Müstair Flow zu kommen. Sie bietet alles, von flowigen Wald und Wiesentrails bis hin zu kürzeren, verblockten Wurzelabschnitten. Mit dem Bus starten wir mitten im Ort von Sta. Maria und lassen uns per Post Bus die ersten 800 Höhenmeter auf den 2.149 Meter hoch gelegenen Ofenpass shutteln. Die Bike-Mitnahme muss man vorher anmelden. Direkt von der Passhöhe in Richtung Val Müstair blickend, zweigt rechterhand ein kleiner Trail ab, auf dem man rund 100 Höhenmeter abfährt, bis man wieder auf die Passstraße trifft. Diese überquert man und folgt einer breiten Schotterstraße bis hoch in das kleine Skigebiet Minschuns. Bei der Alp da Munt kann man sich mit kühlen Getränken aus dem Take Away Kühlschrank stärken. Vor einem thront der Ortler. Schon bald geht der breite Weg in einen flowigen Trail über, der einen bis zur Alp Champatsch bringt. Dort wird nicht nur die für das Tal typische Nusstorte serviert, sondern auch noch andere Schmankerl. Direkt von der Terrasse geht es auf einen unscheinbaren Wiesentrail, der bald steil durch den Wald in einen Tobel abfällt. Es folgen zwischendurch immer wieder kleine Gegenanstiege, bis man schließlich in dem kleinen Berg Weiler Lü landet. Nach einem kurzen Stück Teerstraße geht es über mehrere Trailsektionen hinab zum Talboden, wo man einem super flowigen Trail neben dem Fluss bis nach Sta. Maria folgt.

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Tour 2: Pass da Costainas Trail Runde 

Die Pass da Costainas Tour ist sozusagen die extended Version von Tour 1. Hier biegen wir direkt nach der Alp da Munt links ab und pedallieren weiter steil hinauf ins Skigebiet bis wir auf eine weite Hochebene treffen. Dort kann man entweder links weiter bergauf einem schmalen Pfad rechts vom Lift Richtung Munt da la Bescha folgen, den wir in Tour 5 umrunden oder gerade aus Richtung Val S-Scharl abfahren. Der Trail schlängelt sich anfangs sanft bergab über das weite Almengelände bis er an einer Hangkante in Serpentinen übergeht, die hinunter zur idyllisch gelegenen Alp Astras führen. Hier kann man sich mit frischer Milch und einer Brotzeit stärken, bevor es auf einem einfachen Singletrail leicht ansteigend hinüber zum Pass da Costainas geht, von wo aus uns ein Fahrweg bergab Richtung Alp Champatsch bringt, die wir aus Tour 1 bereits kennen. Die weitere Strecke zurück nach Sta. Maria ist ähnlich zu Tour 1, bietet allerdings abschnittsweise eine neue Variante.

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Tour 3: Val di Mora

Das Val di Mora genießt unter den Alpenüberquerern Kultstatus, ob seiner landschaftlichen Schönheit und Abgeschiedenheit. Während es früher nur Mountainbiker waren, die das Hochtal als “Zubringer” von Norden kommend in Richtung Livigno nutzten, sieht man heute vermehrt auch Bikepacker auf Gravelbikes. Wir befahren das Hochtal allerdings in umgekehrter Richtung von Süden kommend talauswärts. Der Startpunkt ist wie bei allen Touren der Ofenpass. Auf einem schmalen Trail, der links an der Passhöhe in Richtung Zernez startet, cruisen wir durch einen anfangs engen Taleinschnitt hinunter Richtung Alp Buffalora. Direkt hinter der Alpe zieht die Steigung der Schotterpiste merklich an und fordert die kleinen Beinkraftwerke ordentlich, nicht gerade zur Freude der Kids. Nach etwas Maulen, den ersten Gummibärchen des Tages und einem kurzen Schiebestück erreicht wir eine wellige Hochebene, die in das Jufplaun übergeht. Das Panorama der umliegenden 3.000er ist gewaltig und absorbiert einen mit Haut und Haar. Gefühlt ist man hier sehr weit weg von der menschlichen Zivilisation. Kurz unterhalb des alten Grenzwächterhäuschen Chasa da Cunfin, zweigt in einer Linkskurve des Fahrwegs ein Trail zum Passo Gallo und Lago die Livigno ab (siehe Tour 4), den wir heute rechts liegen lassen. Wir pedallieren weiter in Richtung Val Mora. Am höchsten Punkt mit Blick auf das unter uns liegende Tal machen wir eine kleine Pause, bevor es rund 200 Höhenmeter auf einem steileren, teils schotterigen Trail hinunter zur bewirtschafteten Alp Mora geht. Über rund sieben Kilometer folgt man talauswärts der breiten Schotterstraße. Auch wenn es primär bergab rollt, so erwarten einen immer wieder kurze Anstiege. Nach dem letzten kurzen Schnapper trifft man rechterhand auf ein Stallgebäude, nach dem man nach rund 100 Metern rechts auf einen Singletrail abbiegt. Von jetzt an erfolgt die Abfahrt abwechselnd auf super spaßigen Trails, die immer wieder die Schotterstraße kreuzen und dem breiten Forstweg.

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Tour 4: Passo Gallo

Tour 4 verläuft zu Beginn analog zu Tour 3 und baut im Mittelteil eine Schlaufe über den Passo Gallo, ebenfalls ein Alpenüberquerer-Klassiker und Lago di Livigno ein. In besagter Links-Kehre unterhalb des ehemaligen Grenzwächterhäuschens zweigen wir rechts auf den schmalen Pfad Richtung Passo Gallo ab. In weiten Serpentinen führt der Pfad zuerst über sanftes Almgelände, taucht dann in einen Kiefernwald ein,  bis er oberhalb des smaragdgrün leuchtenden Speichersees Lago di Livigno in einen schmalen Pfad übergeht, der sich an einer steilen, schottrigen Bergflanke entlang schlängelt. Nach rund zwei Kilometern geht der Trail in eine Schotterstraße über, die in Richtung Lago di San Giacomo führt. Bei Kilometer 17,5 zweigt man links ab und pedalliert teils steil bergauf auf einem Pfad durch ein enges Tal zurück ins Val Mora. Von hier ab verläuft der restliche Teil der Tour wieder analog zu Tour 3 mit einer kleinen Trailvariante am Ende, die uns direkt beim Campingplatz Pè da Munt ausspuckt.

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Tour 5: Ronda da Munt da la Bescha 

Die Umrundung des Munt da la Bescha zählt zweifelsohne zu absoluten Highlights im Val Müstair. Vor allem für all diejenigen, die gerne auf abgeschiedenen, alpinen Trails unterwegs sind. Der erste Teil der Tour verläuft analog zu Tour 3. Nur dass man, auf dem Hochplateau des Skigebiets Mischuns angekommen, sich nach dem Lifthäuschen links hoch Richtung Munt da la Bescha hält. Teilweise ist Schieben angesagt, allerdings entlohnt das umliegende Bergpanorama mit König Ortler im Rücken sowie die bevorstehende Abfahrt. Bei rund 2.500 Metern ist der höchste Punkt der Tour erreicht. Von da ab geht es meist recht flowig, zuerst auf teils ausgesetzten Gebirgspfaden, die sich über karge Hangflanken schlängeln, bergab in Richtung Ofenpass. Bei rund 2.300 Metern wechselt die Szenerie. Die Vegetation nimmt wieder deutlich zu und der Trail zirkelt spielerisch durch eine paradiesische Gebirgslandschaft aus felsdurchsetzten Wiesen und dunklen Föhren, die aussehen, als hätte sie jemand einer Miniaturlandschaft entwendet und hier wieder angepflanzt. Am Ofenpass wieder angekommen, nehmen wir dieses Mal die schnellste und einfachste Abfahrtsvariante, da die Umrundung des 2.773 Meter hohen Munt da la Bescha ein paar Körner gekostet hat. 

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Weitere Trail-Highlights im Val Müstair sind die Abfahrt vom Piz Umbrail sowie Piz Chavalatsch. Beide Touren sind allerdings aufgrund ihrer Länge und ihrem technisch anspruchsvollen Gelände eher etwas für die "Großen".

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Christian ist im Allgäu aufgewachsen und lebt mittlerweile mit seiner Familie am Staffelseee. Er liebt Campen und Kochen auf dem Einflammen-Outdoor-Herd. Wenn er nicht mit seinen zwei Jungs über Trails jagt, in den Monti Sibillini auf Trüffelsuche geht und Unternehmen in Sachen Brand Strategy berät, sitzt er entweder auf seinem Gravelbike, gleitet auf Pommesski über Skatingloipen oder zieht mit breiten Tourenski los. Bevorzugt vor der Haustüre, im Karwendel, in den Dolomiten und am Gardasee. Immer dabei eine gute Brotzeit und ein Wechselshirt.

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