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Powder ist eben nicht (ganz) alles

Drei Meter Schnee hatte der Local aus Gudauri in Georgien versprochen. Doch als Outville-Kontributor und Freerider Jochen Reiser und Fotograf Christoph Jorda ankommen, finden sie nur Eis. Sie machen das Beste daraus: eine Skitour mit zwei Flaschen Schnaps und drei Kilo Kartoffeln im Rucksack. Das Ziel: ein Kloster mit snowboardenden Mönchen.

Eigentlich waren wir in Georgien auf der Suche nach dem Powder, der uns zuhause schon viel zu früh im Stich gelassen hat. Doch die Beschreibungen eines Bergführers aus Gudauri, die wir im Vorfeld eingeholt hatten, stellten sich vor Ort als gnadenlose Übertreibung heraus: Die Berge Georgiens erwiesen sich zwar als so weit und mächtig, wie wir es vorher kaum gesehen hatten, statt Pulverschnee hatten sie aber nur Eis und Bruchharsch zu bieten.

Dass Powder aber eben nicht alles ist, wurde uns spätestens während unserer Skitour zum Kloster Lomisa südwestlich von Gudauri auf einem Bergkamm an der Grenze zu Südossetien deutlich. Von der Ortschaft Kvemo Mleta ist das Kloster auf einer Höhe von 2450 Metern ausschließlich zu Fuß erreichbar. Über Jahrhunderte hinweg haben es die Mönche erbaut, indem sie Stein für Stein den Berg hinauf getragen haben – um Buße zu tun und sich ins Gebet zu vertiefen. Beeindruckend.

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Im Gegensatz zu den sicherlich nicht mit Membran- oder Merino-Klamotten bekleideten Mönchen damals, die schwere Steine für den Basilikabau den Berg hinauf schleppten, sind wir in moderner Freeride-Ausstattung mit etwas für eine weltliche Spaß-Skitour auch eher Ungewöhnlichem beladen: mit drei Kilo Kartoffeln, Wurzelgemüse und zwei Flaschen vom georgischen Nationalgetränk Chacha. Vor unserer Tour zu dem heiligen Ort hatten wir uns nämlich im Hostel erkundigt, ob wir im Kloster Lomisa überhaupt willkommen sind und was wir mitbringen sollten.

Heute leben in dem Kloster vier Mönche, ein Novize und ein paar Katzen. Sie bewohnen eine kleine, vielleicht 40 Quadratmeter große Bretterbude neben der steinernen Basilika. Beten, schweigen und sich selbst am Leben erhalten – so sieht der Alltag der Mönche aus. Nur selten bekommen sie Besuch aus dem Tal. Erst recht nicht von einer Gruppe bunter, west-europäischer Freerider.

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Auch wenn keiner von uns Georgisch und die Mönche kein Englisch sprachen, konnten wir uns mit Händen und Füßen und ein paar Brocken Schul-Russisch verständigen. Als wir ankamen, lief uns einer der Mönche über den Weg, der uns erst etwas distanziert, aber dennoch herzlich in Empfang nahm. Wir übergaben unsere Gastgeschenke und wurden mit eindeutiger Geste gebeten ins Kloster einzutreten.

Es ist ein magischer Ort, der wohl selbst den ungläubigsten Menschen glauben lassen könnte. Der Mönch las in der Bibel und wir hatten den Eindruck, als würde er uns damit segnen. Im Anschluss wurden wir auf ein Glas hausgemachten Wein in die Hütte neben der Kirche eingeladen. Da erfuhren wir zu unserer Überraschung auch, dass ein paar der Mönche wohl mit dem Snowboard unterwegs sind, um im Winter den Weg ins Tal besser bewältigen zu können. Das Snowboard, das herumstand, lieferte den Beweis.

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Leider waren die Snowboard-Mönche gerade in Gebet und Meditation vertieft, so dass wir uns kein Bild von ihren Skills machen konnten. In Georgien wie in Westeuropa gilt eben: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.

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Jochen ist professioneller Freerider, Teammanager des deutschen Salomon Freeski Teams und nebenbei noch Gründer und Inhaber der snowacademy. Dort bietet der Sportwissenschaftler und staatlich geprüfte Skilehrer Freeridecamps an und gibt sein Wissen in Schnee- und Lawinenkunde weiter, das er seit seinem Studium zum Diplom-Geographen immer weiter ausgebaut hat. Skifahren ist sein Leben und wird es immer bleiben – doch der ehemalige Leichtathlet und Profisportler hält sich auch im Sommer fit. Auf dem Trainingsprogramm stehen dann: Berglaufen, Mountainbiken, Klettern und Surf-Trips – am liebsten mit dem selbst ausgebauten VW-Bus. Einmal nicht über Skifahren zu reden findet er ziemlich gut.

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Christoph ist im Allgäu aufgewachsen und konnte sich früh für Outdoor-Sport und Fotografie begeistern. Als Kind hat er von seinem Opa die erste Kamera geschenkt bekommen, mit der er fortan seine Erlebnisse festhielt. Sein ausgesprochenes Feingefühl durch seine Fotos Stimmungen und Gefühlen auszudrücken, ist sein Markenzeichen. Er setzt es bewusst ein, um auf die vielen Missstände in unserer Welt hinzuweisen. Regelmäßig reist er auf eigene Faust oder mit NGOs wie Humedica und ZimRelief, seiner eigenen Hilfsorganisation für Simbabwe, in Krisengebiete, um zu helfen und die Zustände nebenbei zu dokumentieren. Regelmäßig erhält er für seine Reportagen und Bilder Auszeichnungen wie den European Newspaper Award oder den Deutschen Presse Bild Award. Wenn er nicht gerade für namhafte Agenturen, Medien und Marken fotografiert, sucht er am liebsten unbekannte Surfspots an den entlegensten Orten dieser Welt.

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